Projekt

Das Kunst-am-Bau-Projekt für den Neubau der Rosa-Luxemburg-Stiftung

Konzept

Alle Türen des Neubaus werden mit Türklinken versehen, die aus Gebäuden von politischen und gesellschaftlichen Akteuren stammen, die der Rosa-Luxemburg-Stiftung in unterschiedlicher Weise verbunden sind. Im Gegenzug erhalten die Partnerinnen und Partner jeweils einen der für den Neubau vorgesehenen Türgriffe. In einer kuratierten weltweiten Sammel- und Austauschaktion gibt man sich also gegenseitig die Klinke in die Hand und bleibt gerade dadurch nachhaltig in Kontakt.

Solidarität und Internationalität

In jedem Gebäude erfüllen Türen aufschlussreiche Rollen, indem sie Zugänge eröffnen oder versperren. Wenngleich wir sie häufig im verschlossenen Zustand antreffen, liegt ihre primäre Bedeutung doch darin, Räume zu erschließen. Die Klinke ist als Türöffner der Inbegriff dieser Schwellen überschreitenden Funktion. Wer Türen öffnet, schafft zudem Verbindungen, ermöglicht Begegnungen, pflegt Gastfreundschaft. Die soziale Dimension von Türgriffen ist aber nicht nur in räumlicher, sondern auch in zeitlicher Hinsicht bedeutsam. Die Klinken haben eine Geschichte – sichtbar schon am Design, das nicht nur auf den Verwendungszweck des Raumes oder des ganzen Gebäudes verweisen kann, sondern auch auf ihre Entstehungszeit schließen lässt, vor allem aber an den Abnutzungsspuren, die erahnen lassen, von wie vielen unterschiedlichen Händen sie unzählige Male berührt, ergriffen, gepackt, gedrückt oder gehalten wurden.

Das Konzept hebt diesen scheinbar unscheinbaren, aber durch kein noch so gründliches Klinkenputzen zu beseitigenden narrativen Schatz ins Bewusstsein. Türklinken aus aller Welt und Zeit machen im Neubau der Stiftung die menschliche Diversität und Pluralität wie auch die gegenseitige Verbundenheit sichtbar und greifbar – analog dazu das jeweilige Pendant an 262 Türen von Partnerorganisationen, unterstützten Projekten und anderen durch Partizipation von Mitarbeiter/innen, Freund/innen, Förder/innen und Stipendiat/innen ausgewählten Gebäuden.

Damit werden die Klinken zum Inbegriff der Solidarität und Internationalität, die zum Grundanliegen der Rosa-Luxemburg-Stiftung und ihrer Namensgeberin gehören.

Wirksamkeiten

Es handelt sich um eine Installation, die in allen Räumen des Gebäudes präsent ist, wobei den Griffen der Eingangstüren aufgrund ihrer Außenwirkung besonderes Gewicht zukommt. Die Verbindung nach außen spielt aufgrund der Verbindung jeder einzelnen Klinke mit auswärtigen Gebäuden freilich auch innen eine entscheidende Rolle.

Die Installation – kleinteilig, unaufdringlich und doch mit dem Effekt eines echten Hinguckers – gibt dem Gebäude von Anfang an ein spürbares Gepräge, macht es lebendig und griffig, vermittelt atmosphärische Wärme und provoziert zugleich zum Zupacken und Aufgreifen. Ihr narratives Potential kann auch im übertragenen Sinn als Türöffner dienen: bei der Eröffnung von Gesprächen zwischen Tür und Angel, bei Begrüßungen von Besuchern oder bei Führungen.

Prozess

Die Künstler und Urheber des Projektes verstehen ihre Arbeit als kuratorische Tätigkeit: Sie umfasst  den gesamten Auswahl- und Austauschprozess inklusive möglicher Aufbereitung und Anpassung der Türgriffe sowie des Einbaus. Herkunft, Geschichte und Tausch der Türklinken werden dokumentiert und für alle Türöffner in angemessener Weise aufbereitet.

Stimmen der Wettbewerbsjury

Henrik Mayer, Jury-Vorsitzender, bildender Künstler in der Projektgruppe REINIGUNGSGESELLSCHAFT,: "Das Gewinnerkonzept der «262 Klinken» ist ein zunächst sensibler Eingriff, es gibt keine große Geste, aber doch die punktuelle Möglichkeit, etwas Aufscheinen zu lassen, eine Verunsicherung zu erzeugen und einen Perspektivwechsel zu ermöglichen. Letztens Endes ist die Erzählung, die sich mit dem Klinkentausch verbindet, das Wichtigste. Durch das haptische Erlebnis, die Klinke in die Hand zu nehmen, werden wir auf einen Umstand hingewiesen, der unsere Arbeit und unser Leben bestimmt - dass wir nämlich Teil einer Gesellschaft und von Netzwerken sind."

Prof. Renata Stih, Jury-Mitglied: "Der Kunst-am-Bau Wettbewerb anlässlich des Neubaus der Rosa-Luxemburg-Stiftung hat eine Fülle großartiger künstlerischer Ergebnisse hervorgebracht, die sowohl der visionären Ausrichtung der Protagonistin, wie der Stiftung gerecht werden. Der ausgezeichnete künstlerische Entwurf «262 Klinken» von den Prof. Willem-Jan Beeren und Paul Jonas Petry ist eine soziale Plastik, die Kunst als aktive Handlung in das Geschehen der Stiftung einbringt, den kulturellen Austausch fördert und den weltoffenen, kommunikativen Ansatz der Rosa-Luxemburg-Stiftung auf das Beste widerspiegelt."

Kurzinfos

  • Künstler: Willem-Jan Beeren, Paul Jonas Petry (Köln, Erftstadt), www.beerenpetry.de
  • Beratung: Dr. Thomas Schmaus (Bonn)
  • Laufzeit: 2017-2021
  • 1. Preis im deutschlandweit ausgelobten, zweiphasigen Kunst-am-Bau-Wettbewerb
  • Pressemitteilung zur Jury-Entscheidung (Link: www.rosalux.de/pressemeldung/id/37501/)

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