Die Klinke befindet sich an der Tür zum Büro der Stiftung, das sich in den ehemaligen Privaträumen (Schlaf- und Ankleidezimmer) Max Samuels und seiner Frau Bertha befindet. 1912 erbaut, hat Max Samuel die Villa in der wohlhabenden Rostocker Steintorvorstadt 1921 gekauft. Der Fabrikant - er erfand die Gummibürste für Wildlederschuhe und ließ orthopädischen Schuhbedarf herstellen - wurde zwei Jahre später zum Vorsitzenden der Israelitischen Gemeinde, der größten Mecklenburgs, gewählt. Bis zu seiner Flucht nach England 1937 empfing Max Samuel liberale Politiker, sozial Engagierte, Unternehmer, Verleger, kunst- und kulturinteressierte Rostocker in seinem Haus. Er unterstützte ab 1933 Gemeindemitglieder finanziell und half ihnen bei ihrer Flucht ins Ausland - vermittelte Bürgen, half bei der Arbeitssuche. Max Samuel, geboren 1883, starb 1942 bei seinem Sohn Herbert und dessen Ehefrau im englischen Exil in Blackburn bei Manchester.
Die Villa wurde enteignet, 1939 vom Deutschen Reich dem "Kaiser-Wilhelm-Institut für Tier- und Pflanzenforschung" überschrieben. 1945 ging es in städtischen Besitz über, der Kulturbund zog ein. Zwischen 1955 und 1991 würde das Haus als Kinderkrippe genutzt. In den Räumen, die nun als Büro genutzt werden, wurden die Jüngsten betreut.
Nachdem das Haus an die Erben Max Samuels restituiert wurde, stiftete Herbert Samuel das Haus und Grundstück der Stadt Rostock. Die Stiftung wurde u.a. mit der Aufgabe eingerichtet "aktiv Toleranz im Miteinander von Menschen unterschiedlicher Religion, Nationalität, Weltanschauung und Lebensform" zu fördern. Herbert Samuel bat darum, das Haus in Erinnerung an seinen Vater "Max-Samuel-Haus" zu nennen.
Seitdem zog das Stiftungs-Büro häufig im Haus um und andere Mieter nutzten die jetzigen Büroräume und die Türklinke: die Evangelische Akademie, die Zentrale Wohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, die 1994 gegründete neue Jüdische Gemeinde, die Redaktion der Obdachlosenzeitung "Strohhalm". Die Klinke stammt wahrscheinlich aus den 1990er Jahren, ist also nicht "antik". Sie hätte trotzdem viel zu erzählen, wenn sie könnte.
Die wichtigste Aufgabe der Stiftung ist die Vermittlung von Wissen über jüdische Geschichte und Kultur, um damit Antisemitismus und Intoleranz wirksam zu bekämpfen. Ein weiterer Schwerpunkt wird auf die inhaltliche Kinder- und Jugendarbeit gelegt. Wir veranstalten Lesungen, Konzerte, Vorträge, aber auch thematische Ausstellungen, z. B. über nahezu vergessene jüdische Persönlichkeiten aus Mecklenburg-Vorpommern.
Für Interessenten gibt es eine im Haus öffentlich zugängliche Bibliothek mit besonderem Schwerpunkt zur jüdischen Geschichte. 14 hauseigene Publikationen zu unterschiedlichen Themen sind bisher veröffentlicht worden.